Was ist das für ein scheiß Traum, der könnte aber nun mal zu Ende sein. Man wünscht sich nichts mehr als aufzuwachen. Ein riesengroßer schwarzer Raum. Im Hintergrund Stimmen. Ich werde auf kalten Platten von Bett zu Bett gewuchtet. Ich höre Schritte. Jemand kommt auf mich zu. Ich kann aber nichts sehen, so sehr ich es auch versuche ich bekomme meine Augen nicht auf. Dann bleibt er neben meinem Kopf stehen. Will er mir helfen? Er nimmt ein Augenlied, es fühlt sich an wie ein übergroßer, aufgequollener Keks, hebt es hoch und ein grelles weises Licht verursacht einen stechenden Schmerz. Was ist das für eine Scheiße? Ich fühle mich total aufgedunsen und doch schwerelos in einem Raum, der kein Anfang und kein Ende hat. So langsam realisiere ich, das etwas Schlimmes passiert sein muss. Bildfetzen huschen an mir vorbei. Das Gesicht meiner Freundin im Auto neben mir. Wir sind auf der Fahrt nach Hause. Ich hab sie abgeholt. Oh man, was ist mit ihr, was ist mit mir? Die Stimmen sind wieder da und reißen mich weg von meinen Gedanken. Ich versteh nicht viel nur Wortfetzen, so was wie Mittelgesichtsfraktur oder schweres Schädelhirntrauma. Das klinkt alles wie aus einer schlechten Kliniksoap. Es ist aber keine beschissene Soap. Ich hatte einen verfickten Autounfall und mir geht es echt beschissen. Warum eigentlich ich? Ich dachte immer, so etwas passiert nur den Anderen, mir nicht! Aber so blöd kann man gar nicht denken. Blitzeis, leichter Schneefall, eine Allee und vor mir ein Auto das mir zu langsam fährt. Eine hochbrisante Mischung. Der Waagen bricht hinten aus, an mehr kann ich mich nicht erinnern.  
     
 
     
     
     
 
     
 

Ich liege auf der Aufwachstation. Die zweite OP ist gerade vorbei. Komme zu mir und merke, dass ich einen ziemlich geschwollenen Schwanz habe. Hui, dass haut also noch hin. Aber ob das auch so richtig OK ist, muss ich erst antesten. Da es schon nach 10 Uhr ist, fühle ich mich ziemlich sicher nicht erwischt zu werden und mache mich frisch ans Werk. Nach schon wenigen Minuten habe ich das schönste Erfolgserlebnis seit ich hier drin liege. Schnell etwas Zellstoff, den ich für meinen Auswurf bekommen hatte und alle Spuren sind beseitigen. Ich liege mit einem Lächeln da und habe das Gefühl etwas Grosses vollbracht zu haben. Mit der Gewissheit, dass das nicht das letzte Grosse gewesen war, schlummere ich ein.
Ich werde von einer jungen und noch dazu hübschen Ärztin geweckt. Blutabnehmen. Beim aus dem Zimmer gehen dreht sie sich noch einmal um und sagt, mit so einem grinsen im Gesicht, „muss ja eine aufregende Nacht gewesen sein“
Als ich auf die Neurochirurgie verlegt werde und man mich aus dem Zimmer schiebt sehe ich über meinem Bett, Geräte die sich hinter meinem Kopfende befanden, dazwischen auch so etwas wie Überwachungskameras!!! Na Klasse da haben mir also die Nachtschwestern beim Wichsen zu gesehen.

Hallo Sanitäter, SAAANiiitÄÄÄter ich muss mal pullern! Meine Mutter beugt sich über mich und fragt, was ist denn mit dem? Tja, Mutter du bist hier auf der Station, wo Kopfoperationen an der Tagesordnung sind. Und das so etwas nicht ohne Folgen bleibt ist doch klar. Besuchszeit ist zu Ende, ich liege alleine mit dem Opi im Zimmer, da geht die Scheiße schon wieder los. Hallo Sanitäter, ich kenne sie Siegfried, ääääääh nein Manfred. Ich muss mal, KAACKERN. Da sehe ich auch schon wie der Opa, trotz Gitter um seinem Bett, im dunklen durch das Zimmer schlurft und auf mich zukommt. Na hoffentlich lässt der seine voll- geschissenen Windeln an und fuchtelt nicht damit rum. Ich suche hastig nach meiner Alarmklingel! Geschafft, Sanitäter Manfred oder Siegfried führen den Opa mit besänftigenden Worten zum Kloset.
Da hör ich noch wie Opi sagt, „Ja, ja wenn man denkt man muss mal auf Toilette, gleich den Sanitäter rufen, dann schafft man das noch“.

Krankenhaus gut überstanden. Befinde mich ich in der Reha-Klinik und bereite mich auf meine erste Anwendung vor. Schnappe meine Krücken und humple einen hundert Kilometerlangen Gang, in Richtung Fahrstuhl. In der Zeit kann ich noch mal so über Dies oder Das nachdenken und weis, ich schaffe das alles. Ich werde wieder ganz Gesund. Im Fahrstuhl bekomme ich aber eine solche visuelle Ohrfeige, dass ich heulen könnte. Da steht ein Typ im gestreiften Bademantel, eine Orthese am Bein schaut darunter hervor, Leinenbeutelchen um den hals, mit Hausschlappen, wie ein alter Mann, in seine Krücken gestützt. Durch die vielen Spiegel im Fahrstuhl, sehe ich das Elend nicht nur ein mal, sondern eine Millionen mal und frage mich, WERDE ICH WIEDER GANZ GESUND?

 
     
 
 
 
       
 
 
 
       
 
 
 
 
 
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