Alle 2 Jahre veranstaltet die Stadt Brandenburg den Kunstpreis für Fotografie. Mit sehr abenteuerlichen Themen, sicher um künstlerischen Ansprüchen gerecht zu werden. Einmal "KörperRaum", das andere mal "Erscheinungen & Verschüttungen". Das letzte Thema hieß Rituale. Ein sehr reizvolles Thema, denn unser Alltag wird von Ritualen bestimmt. Es fallen einem hunderte von Belanglosigkeiten ein, die zu Alltagsritualen geworden sind.
Ziemlich schnell hatte ich eine Bildidee. Für mich kam nur eins in Frage, die "Masturbation". Das vielleicht älteste Ritual der Menschheit. Bevor ich jedoch mit der sehr pikanten Umsetzung dieses Themas beginnen konnte, luden mich Bekannte, zum Schlachten ein. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Der Reiz lag nicht darin, dass Schlachten zu Fotografieren, sondern bei etwas Unbekanntem dabei zu sein.
Es war schon komisch die Schweinchen noch einmal zu streicheln, wo ich und sicher auch die Schweine wussten, dass sie nicht mehr lange leben würden.
Es wurde nicht viel gesprochen. Jeder wusste was er zu tun hatte. Durch die Kälte draußen und dem kochenden Wasser, das in einem großen Kessel bereit stand, war die Luft stickig und undurchsichtig. Nach dem Töten, Ausbluten und dem Abschaben der Borsten, mischte sich noch ein seltsamer Geruch dazu. Der Fleischer machte seine Arbeit und die anderen halfen ihm dabei. Im nu wurden aus dem Schwein eine Schüssel Blut sowie viele große und kleine Einzelteile. Das alles lähmte mich so sehr, dass ich teilweise das Fotografieren vergaß. Besonders im letzten Teil, wo es ordentlich zur Sache ging.
Als dann die Negative auf dem Lichttisch lagen, war klar, ich hatte da noch eine Serie zum Thema Rituale und ein Problem, wie konnte beide miteinander verbinden? Ich fand eine Lösung.
Nun lag sie vor mir, die fertige Serie zum Thema Rituale. Doch mit einem Foto zu viel, ich konnte mich nicht entscheiden, packte alle ein und schickte sie ab. Nach wenigen Tagen meldete sich Brandenburg mit der Auflage eines der Fotos aus der Serie zu nehmen. Sie wären ansonsten gezwungen, mich aus dem Wettbewerb auszuschließen. Die freundliche Empfehlung, das letzte Bild zu entfernen kam für mich nicht in Frage. Was dazu führte, dass ich dann doch rausflog.
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